Information für Eltern und Erziehungsberechtigte
ExpertInnen des Vereins samara haben 20 Jahre Erfahrung im Bereich Gewaltprävention. In unseren Präventionsworkshops zum Schutz vor (sexualisierter) Gewalt, erzählen uns Kinder und Jugendliche davon, was sie an Beschimpfungen, Grenzverletzungen und sexuellen Übergriffen schon erlebt haben. Fallweise hören wir auch von rassistisch motivierten Grenzverletzungen. Diese Fragen und Geschichten zeigen, dass die Konfrontation mit Gewalt, auch mit sexueller Gewalt, heutzutage punktuell als Teil des Alltags von Kindern gesehen werden muss. Es gibt für Eltern viele Möglichkeiten, ihre Kinder zu stärken und zu schützen.
Wichtig ist, Kindern genau den Unterschied zwischen Gewalt und Streit aufzuzeigen. Das Machtgefälle zwischen den Beteiligten ist hier ein wichtiger Faktor. Bei Gewalt tut man jemanden Anderen absichtlich weh, bei Streit kann dies auch geschehen, jedoch nicht mit Absicht.
Als Eltern können Sie mit Kindern folgende Fragen besprechen:
Was ist Spass? Was ist Gewalt? Bei Spass empfinden immer beide Kinder Freude, nicht nur eine oder einer der Beiden.
Spass in einer Spielsituation kann sich schnell verändern und aus „Spass“ wird dann „Ernst“. Hier gilt es, dass Kinder lernen ihre Gefühle und Grenzen zu erkennen, sowie diese Situationen rechtzeitig zu stoppen.
So widersprüchlich es klingen mag: Buben und Mädchen, die anderen Kindern gegenüber grenzüberschreitend oder gewalttätig sind, haben oft ein schlechtes Selbstwertgefühl und brauchen Unterstützung von Erwachsenen.
Im Sinne unseres transkulturellen Ansatzes, finden wir es auch wichtig Kindern zu vermitteln, dass Verschiedenheiten, wie verschiedene Religionen, Hautfarben, Aussehen, Familienformen und Lebensweisen, eine große Bereicherung sein können.
Kinder lernen in unseren Workshops, dass sich Menschen zwar voneinander unterscheiden, aber auch immer viele Gemeinsamkeiten haben. Kindern sollen lernen, dass Menschen verschiedene Persönlichkeitsanteile haben, aber alle möglichst gut zusammenleben und ihre Konflikte möglichst fair lösen sollen.
Sexueller Missbrauch durch Erwachsene
Soll ich mit meinem Kind direkt über sexuellen Missbrauch sprechen oder soll ich das Thema lieber nur andeuten? Ich will nicht, dass mein Kind nach einem solchen Gespräch jeden Erwachsenen misstrauisch betrachtet, wie soll ich das machen?
Kinder ab sechs Jahren sollten wissen, dass es so etwas wie sexuelle Übergriffe gibt. Die beste Vorbeugung gegen sexuelle Übergriffe ist, ein Gesprächsklima zu schaffen, in dem Kinder wissen, dass über das Thema sexualisierte Gewalt bei Bedarf offen mit den Eltern gesprochen werden darf.
In der modernen Präventionsarbeit ist das Wahrnehmen und Vertrauen in die eigenen Gefühle ein wesentlicher Bestandteil gelingender Prävention. Die eigenen Gefühle sind oft ein sehr gutes Warnsignal für Mädchen und Buben. Es kann ihnen ermöglichen, Grenzverletzungen und bedrohliche Situationen rechtzeitig zu erkennen.
Es ist wichtig, Kindern zu vermitteln, dass sie selbst „Grenzen“ haben, die auch von geliebten Personen akzeptiert werden müssen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Eltern ein der Situation angepasstes „Nein“ ihres Kindes akzeptieren.
Genauso sollen Kinder spüren, dass auch andere Menschen ihre Grenzen haben, die respektiert werden müssen.
Wenn man mit Kindern über das Thema „Sexueller Missbrauch“ spricht, ist es gut einen ruhigen Moment im Tagesablauf zu wählen, jedoch nicht vor dem Einschlafen, da Kinder sich dann entspannen sollen. Passend ist, eine behutsame aber dennoch klare Sprache beim Thema zu verwenden.
Kinder müssen bestimmte Wörter kennen, um über sexuelle Übergriffe überhaupt sprechen zu können. Eine altersgerechte sexuelle Aufklärung muss den Kindern verständliche Wörter aller Körperteile, inklusive der Geschlechtsorgane, vermitteln.
Sexuelle Übergriffe unter Kindern
Meine Tochter würde nie mit einem Fremden mit gehen, aber in ihrer Schulklasse gibt es sexuelle Belästigungen und komische Schimpfwörter von Buben den Mädchen gegenüber.
Wenn wir von sexuellen Übergriffen unter Buben und Mädchen sprechen, verwenden wir noch nicht den Begriff „sexueller Missbrauch“, weil in den meisten Fällen das Machtgefälle nicht so groß ist, wie zwischen einem erwachsenen Täter oder Täterin und einem Kind.
Es ist gut, Mädchen und Buben immer wieder zu ermutigen, sich bei sexuellen Grenzverletzungen an Erwachsene zu wenden, um „Hilfe zu holen“.
Erklären Sie ihrem Kind, dass dies keinesfalls „petzen“ ist, sondern dass es in diesem Fall unbedingt notwendig für Kinder ist, sich aufgrund des Machtgefälles Hilfe zu organisieren.
Bei sexuellen Übergriffen unter Kindern ist es erforderlich, dass Erwachsene eine aktive Rolle einnehmen. Es geht erst einmal darum, den Kindern zu vermitteln: „Ich sehe was hier passiert ist und das ist nicht in Ordnung.“
Dieses aktive Eingreifen ist wichtig, damit das Verhalten von Buben, aber auch Mädchen, die sich durch aggressives sexuelles Verhalten hervortun, sanktioniert und dadurch rechtzeitig gestoppt wird.
Für nähere Informationen
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